Wer kein Hansdampf in allen Gassen ist, wird zuweilen mit ziemlich nervigen Vorurteilen konfrontiert. Den Wunsch alleine zu sein, können viele Menschen nicht nachvollziehen und hauen die immer gleichen Phrasen raus, die wohl oft gut gemeint, aber fast nie gut gemacht sind. Sicher hast du den einen oder anderen Satz der Top 10 der Sätze, die Introvertierte nicht mehr hören können, auch schon gehört. Ich möchte dir aber nicht nur zeigen, was du schon kennst, sondern auch ein wenig zu den möglichen Hintergedanken kommen und dir Reaktionen zeigen, wie du diesen Nervsätzen begegnen kannst.
Sätze, die Introvertierte nicht mehr hören können
1. Satz: „Komm doch mal aus dir raus!“
Außenperspektive: Du kapselst dich ab und vereinsamst in den Augen deines Gegenübers total.
Deine Sichtweise: Ich fühle mich wohl, wenn ich mich zurückziehen und zurückhalten kann.
Mögliche Reaktion: “Nein danke, mir geht es sehr gut, wenn ich so bleiben darf, wie ich bin.”
2. Satz: “Sag doch auch mal was!”
Außenperspektive: Du hast keine Meinung oder traust dich nicht, sie zu sagen.
Deine Sichtweise: Zum Thema kann ich gerade nichts beitragen oder es wurde ohnehin schon alles gesagt.
Mögliche Reaktion: “Wenn ich etwas zum Thema beitragen kann, sage ich gerne etwas.”
3. Satz: “Sei doch nicht so!”
Außenperspektive: Du bist verschlossen und wendest dich ab, das kann ja gar nicht gut sein.
Deine Sichtweise: Ich genieße es, für mich zu sein, ein gutes Buch zu lesen, meine Ruhe zu haben.
Mögliche Reaktion: “Wie meinst du das? Ich bin doch einfach, wie ich bin und fühle mich gut damit.”
4. Satz: “Stimmt was nicht?”
Außenperspektive: Du bist ruhig oder nicht interessiert an sozialen Interaktionen, da muss was im Busch sein.
Deine Sichtweise: Alles super, ich fühle mich wohl.
Mögliche Reaktion: “Alles ist in bester Ordnung, ich sage es, falls etwas nicht stimmen sollte.”
5. Satz: “Du bist so ruhig!”
Außenperspektive: Er/Sie sagt nichts. Es gefällt ihm/ihr nicht. Es stimmt was nicht.
Deine Sichtweise: Ich höre zu und nehme auf, was die anderen sagen und habe gerade kein Bedürfnis mich zu äußern.
Mögliche Reaktion: “Ich bin ein eher ruhiger Mensch und mir geht es gut damit.”
6. Satz: “Unterhalte dich doch mal mit XY!”
Außenperspektive: Du bist nicht in der Lage oder zu schüchtern Kontakte zu knüpfen und brauchst dabei Unterstützung.
Deine Sichtweise: Ich habe gerade kein Bedürfnis mich zu unterhalten.
Mögliche Reaktion: “Nein, danke. Ich habe derzeit kein Interesse daran und suche ggf. selbst das Gespräch.”
7. Satz: “Sei doch nicht so schüchtern!”
Außenperspektive: Du traust dich nicht – ich helfe dir! Es gibt gar keinen Grund so ruhig und zurückhaltend zu sein.
Deine Sichtweise: Ich bin völlig zufrieden und brauche nicht permanent einen Gesprächspartner.
Mögliche Reaktion: “Ich bin nicht schüchtern, sondern an XY gerade nicht interessiert.”
8. Satz: “Sei doch nicht so brummig!”
Außenperspektive: Er/Sie sagt nichts und zeigt keine Regung. Warum hat er/sie denn so schlechte Laune?
Deine Sichtweise: Ich höre zu und nehme die Informationen auf.
Mögliche Reaktion: “Ich bin gar nicht brummig, sondern höre zu.”
9. Satz: “Geh mal unter Leute!”
Außenperspektive: SOS, komplette Abschottung droht. Da muss dringend was getan werden.
Deine Sichtweise: Ich habe keine Lust auf Menschenmengen oder Gesellschaft.
Mögliche Reaktion: “Ich genieße es, im kleinen Kreis/alleine zu sein und möchte mich momentan nicht unter die Leute mischen.”
9. Satz: “Hast du heute nichts vor?” (vor allem am Wochenende)
Außenperspektive: Ernsthafte Sorge um dich, weil du nicht weggehst.
Deine Sichtweise: Ich habe einen ganzen Abend für mich, jippieh!
Mögliche Reaktion: “Ich bin sehr zufrieden so und habe keine Lust wegzugehen.”
Akzeptieren statt umkrempeln
Die Top 10 der Sätze, die Introvertoierte nicht mehr hören können sind nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt noch so viele mehr, die du vielleicht auch aus deinem Alltag kennst. Doch sicher ist auch, dass die allermeisten Aussagen nicht böse gemeint sind, sondern deshalb fallen, weil sich andere um dich sorgen. Genau deshalb ist es so wichtig, dass Introversion endlich als völlig normale Wesensart anerkannt und akzeptiert wird und nicht immer wieder die selben Sätze fallen, die keinem helfen, sondern alles noch komplizierter machen. Hast du Extro-Freunde, die dich immer wieder mit diesen oder ähnlichen Sätzen nerven? Dann hast du jetzt die Chance echte Aufklärungsarbeit zu leisten. Druck ihnen die 10 Sätze doch einfach aus und zeige ihnen, dass nicht du merkwürdig bist, sondern ihre Ansichten, was normal ist und was nicht einfach zu kurz greifen. Auf lange Sicht erspart dir das hoffentlich so manchen nervigen Satz und sorgt insgesamt vielleicht dafür, dass introvertierte Menschen nicht mehr wie misanthropische Aliens wahrgenommen werden, sondern einfach als das, was sie sind: leise Menschen.
Ich frage meistens, ob ich jetzt ne Schallplatte auflegen soll oder was man jetzt von mir erwartet….
Oder dass es sehr unhöflich ist, mich darauf anzusprechen, denn ich frage auch nicht, warum die Person so viel reden muss immer.
Ja, eben. Die Frage andersrum wäre aber sicher mal eine Überraschung! 😉
Alles Liebe für dich!
Viele Grüße
Sonja