Welt braucht leise Menschen

Introvertierte Menschen haben ja mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Eines der größten ist, dass sie einfach nicht aus sich herauskommen und nichts oder zu wenig sagen. Das hat mich darüber nachdenken lassen, was denn wäre, wenn sie es täten. Was wäre denn mit unserer Welt, wenn alle, die eher leise sind, plötzlich laut wären? Wenn die zurückhaltenden Menschen plötzlich nach vorne preschen würden? Wenn alle ihr Wesen einmal zurückschrauben und einfach mächtig auf den Putz hauen würden? Staut sich in deinem Kopf gerade auch das absolute Chaos zusammen? Willkommen im Club, denn ich kann dieser Vorstellung auch absolut gar nichts abgewinnen.

 

Was wäre, wenn…

… alle laut wären? Puh, allein die Vorstellung davon, lässt mich innerlich verkrampfen. Fänden wir das wirklich gut? Für mich klingt es enorm anstrengend und davon abgesehen auch nicht sehr sinnvoll. Denn stell dir mal vor, in der Besprechung pocht jeder auf seinen Redeanteil und alle schleudern ihre Ideen wahllos in den Raum. Wer nimmt diese dann überhaupt noch auf und denkt sie weiter? Wenn alle reden, hört niemand zu. Kämen wir dann überhaupt über den reinen Ausdruck einer Idee hinaus? Ich befürchte nicht.

 

Die Welt braucht leise Menschen

Es ist nichts falsch daran, extrovertiert zu sein, wirklich nicht. Aber wenn es alle wären, hätten wir ein verdammt großes Problem! Ich meine nicht nur logistisch, sondern wirklich ganzheitlich. Denn wenn wir alle zu extrovertierten Machern mutieren, gefährden wir die Balance unserer Welt. Intros und Extros sind wie Yin und Yang – beide sind wichtig, damit die Welt in Balance bleibt. Das sehen wir an zahlreichen Beispielen, die weit über das eben beschriebene Szenario hinausgehen:

  • Introvertierte bereichern unsere Welt
    Wenn jemand nichts sagt, heißt das nicht, dass er nichts tut. Im Gegenteil schufen berühmte introvertierte Persönlichkeiten großartige Dinge. Sei es Kunst wie van Goghs berühmte Sonnenblumen oder ganz praktische und heute unverzichtbare Erfindungen wie Bill Gates’ Computer. Hätten beide statt ihrer Arbeit an den Dingen permanent Reden geschwungen, müssten wir wohl heute noch auf sie verzichten.
  • Introvertierte schaffen soziale Werte
    Zuhören können, Empathie empfinden und auf die Gefühle des Gegenübers zu achten – das sind klare Intro-Stärken. Das alles sind aber auch sehr leise Dinge. Könnten wir also auf sie verzichten? Ich glaube, die Antwort kennen wir alle. Im Gegenteil könnte unsere Welt an ganz vielen Stellen noch eine gute Portion mehr Empathie brauchen und würde davon nur profitieren.

  • Introvertierte lösen Probleme
    Aufmerksame Führungskräfte erkennen das Potenzial zurückhaltender Mitarbeiter, auch wenn diese nicht mit Pauken und Trompeten darauf aufmerksam machen. Denn leise Menschen besitzen meist hervorragende Problemlösungsfähigkeiten, sie denken analytisch und bleiben konzentriert bei der Sache. Oft ist das ziemlich sinnvoll, denn manche Dinge brauchen eine ruhige Hand und eine gute Portion Ausdauer. Das können kleine Dinge wie eine Programmierarbeit sein, aber auch große wie der Frieden. Dass hier militärische Aktionen tatsächlich zum Ziel führen, ist wohl mehr als zweifelhaft. Aber könnte Stille das? Freiheitskämpfer wie Mahatma Gandhi, der sagte „In a gentle way, you can shake the world“, also in einer sanften, ruhigen Art kannst du die Welt verändern, sind hierfür ein glänzendes Beispiel. 

Also alle auf Intro?

Nein! Auch wenn leise Menschen unglaublich wichtig sind für diese Welt, würde eine Welt voller Intros ebenfalls aus dem Gleichgewicht geraten. Wir brauchen die Balance aus leise und laut, aus Denker und Macher, aus Intro und Extro. Wenn beide Seiten miteinander leben und nicht darum konkurrieren, wer die wichtigere ist, dann sieht es ziemlich gut für uns aus.

 

Was denkst du darüber? Lass uns gerne in den Kommentaren darüber reden!

Wenn alle reden, hört niemand zu: Warum die Welt leise Menschen braucht

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