Neulich wurde ich auf Instagram gefragt, ob ich auch Achtsamkeitsübungen anbiete. Meine erste Reaktion war Verwunderung. Wer bin ich schließlich, dass ich das anbieten könnte, wo ich doch selbst viel zu selten achtsam mit mir selbst und meinem Leben umgehe?! Aber ich übe mich darin und genau darum geht es bei einer Übung ja schließlich, nicht wahr? Deshalb habe ich über diese Bitte nachgedacht und würde gerne eine kleine Achtsamkeitsübung mit dir teilen, die mich vergangenen Freitag durch den Tag begleitet hat. Vielleicht möchtest du sie ja auch einmal ausprobieren. Sie ist vollkommen unwissenschaftlich, sehr simpel und reduziert. Aber genau das ist Achtsamkeit ja: Auf die vermeintlich kleinen Dinge blicken, Dinge bewusst wahrnehmen und unsere Gedanken fokussieren.

 

Anleitung: Mein Schatzkisten-Tag

Du nimmst einen Tag. Irgendeinen, am besten einen noch recht jungen. Und nun machst du diesen Tag zu deinem Schatzkisten-Tag. Im Grunde ist jeder Tag eine beeindruckende Schatzkiste, es muss wirklich kein besonderer Tag sein. Ich habe den letzten Freitag gewählt, an dem ich vormittags gearbeitet und nachmittags eine Freundin getroffen habe. Stinknormal, also. Keine Sorge!

Alles, was du an deinem Schatzkisten-Tag brauchst ist eine Kamera und deine Aufmerksamkeit. Und dann zieh los! Sammle mindestens drei kleine Wunder, die dir begegnen. Ja, ich spreche tatsächlich von Wundern, denn die treffen wir viel öfter als wir selbst glauben. Oder laufen vielmehr an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken. An deinem Schatzkisten-Tag ist das anders. An diesem Tag nimmst du dir bewusst vor, sie zu sehen und wirst zur Wunderdetektivin oder zum Wunderdetektiv.

Mache von jedem der Wunder ein Bild. Am Abend siehst du dir deine Galerie noch einmal an und siehst, wie vielen schönen Dingen du begegnet bist. Du kannst die Bilder auch ausdrucken und eine kleine Schatzkisten-Tag-Galerie zusammenstellen. Ganz wie du magst.

Entscheidend ist, dass du dir Zeit nimmst. Mach nicht wild drei Fotos, sondern betrachte die Dinge erst einmal. Sieh dir ihre Beschaffenheit an. Sind sie klein oder groß? Wie fühlen sie sich an? Warum sind sie für dich so besonders? Richte deine volle Aufmerksamkeit für etwa eine Minute darauf. Und dann halte das Wunder im Bild fest.

Mein Schatzkisten-Tag am 06. April 2018

Natürlich habe ich diese Übung auch selbst ausprobiert und bin gleich daran gescheitert, mich auf drei Dinge zu beschränken. Denn wenn wir einmal mit offenen Augen durch den Tag gehen, lauern an allen Ecken wunderschöne Dinge, die wir oft für selbstverständlich halten und nicht mehr würdigen. Hier also nun meine Schatzkisten-Ausbeute vom Freitag, den 06. April:

 

Vogelzwitschern

Wunder 1 war ein Klang. Schon früh hörte ich die Vögel im Baum vor unserem Schlafzimmer zwitschern. Ist dir schon mal aufgefallen, wie unterschiedlich sie alle sind? Jeder singt sein eigenes Lied und doch klingt es so, als könnten sie sich gegenseitig verstehen. Weil sich der Klang nicht ins Bild packen lässt, habe ich versucht die Stimmen für euch aufzunehmen. Ich hoffe, ihr könnt es hören.

 

Selbstgeschaffene Schönheiten

Wunder 2 lag dann auf dem Bügeltisch direkt unterm Fenster. Die Kinder hatten am Tag vorher viele Bügelperlenbilder gemacht, die hier zum Abkühlen lagen. Warum sollte das nicht auch ein Wunder sein? Aus kleinen Kunststoffteilchen herrlich bunte Bilder zu machen, die dann auch so bleiben und Bestand haben, reicht mir an dieser Stelle dafür aus. Wie einfach wir schöne Dinge schaffen können! Die Bügelbilder fühlten sich ganz kalt an und glatt. Kleine Hügelchen waren noch zu spüren, weil an mancher Stelle eine Perle etwas stärker geschmolzen war als eine andere. Aber genau das machte sie eben einzigartig und sehr schön.

 Bügelbildcollage

 Osterglocken

In unserem winzigen Garten hatte sich schon vor einigen Tagen eine Osterglocke geöffnet. Obwohl das nun schon das dritte Objekt meiner Sammlung des Tages war, wollte ich sie nicht übergehen. Allein dieses strahlende Gelb! Keine Farbmischmaschine dieser Welt könnte ein schöneres Gelb hervorbringen als diese Osterglocken es haben. Auch die Form der Blüten gefällt mir sehr, ihre Oberfläche ist edel wie kühles Satin. Diese Blume strahlt einfach Freude am Frühling in Reinform aus. 

 

Frühlingscollage

 

Knospen

Wenn ich von einem winzigen Garten spreche, dann meine ich tatsächlich winzig. Er ist ein typisches Exemplar von „Handtuchgärtchen“. Trotzdem habe ich genau auf diesem Fleckchen Erde das vierte Wunder gleich auch noch gesehen. Am Flieder standen unzählige dicke, feste Knospen. Der Frühling im Werden quasi. Die Knospen waren prall und noch sehr fest verschlossen. Sie gaben noch nicht ein klitzekleines bisschen der Blütenfarbe preis. Trotzdem finde ich sie wunderschön, weil sie eben zeigen, dass auch das Werden viel Schönheit in sich trägt.

 

Knospencollage

Damit ich nicht am Ende des Tages 100 Bilder posten könnte, habe ich am Vormittag ab diesem Punkt nicht mehr fotografiert. Wenn du eine große Galerie gestalten möchtest, kannst du das aber natürlich tun. Ich springe jetzt gleich zum späten Nachmittag.

 

Glitzern des Wassers

Mein Lieblingswunder. Ich liebe es, wenn das Wasser im Sonnenlicht funkelt und glitzert. Ehrlich, da bekommt der Begriff Schatzkiste noch einmal eine so richtig treffende Bedeutung. Am Fluss, See oder Meer sitzen ist ja ohnehin genau meins, aber wenn das Wasser so prächtig funkelt, strahle ich einfach mit. Wir haben sehr lange am Wasser gestanden, erst noch zu dritt mit meiner Freundin, später dann noch meine Tochter und ich zu zweit. Sie hat die Enten und Schwäne ausgiebig beobachtet und sich kein Stück dabei gelangweilt. Und ich eben das Glitzern der Wasseroberfläche, das wirklich so aussieht, als wäre eine hauchdünne Diamantendecke auf dem Wasser ausgebreitet. Für mich eins der schönsten Bilder, das die Natur malen kann.

 

Wasserglitzern

 

Was bringt diese Übung?

Dinge, an denen ich sonst eher vorbeigehe, habe ich noch einmal in einem ganz anderen Licht gesehen. Und bemerkt, dass wir wirklich immer schöne Dinge finden können, wenn wir das möchten und unsere Augen dafür öffnen.

Lustigerweise lag genau an diesem Tag auch mein Kartenset mit Achtsamkeitsübungen im Briefkasten, das ich mir neulich bestellt hatte. Ich werde jetzt einige davon ausprobieren und dir dann vielleicht bald ein paar weitere Anregungen geben, wie du mehr Achtsamkeit in deinen Alltag bekommen kannst. 

 

Öffne deine eigene Schatzkiste

Sag mir doch gerne, was du denkst. Hast du diese Übung ausprobiert und was hat sie dir gebracht? Welche Schätze hast du gefunden? Immer raus damit, ich freue mich wirklich sehr über jedes Feedback!

 

Achtsamkeitsübung: Mein Schatzkisten-Tag

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