Achtsamkeit als Schulfach

Im Bekanntenkreis geht es derzeit viel um den Übertritt von der Grundschule auf die weiterführende Schule. Themen wie der richtige Notenschnitt, die Noten in den Hauptfächern, ob das eigene Kind eher naturwissenschaftlich oder sprachlich begabt ist und welche Schule denn die beste Förderung bietet, machen die Runde. Es wird auf allen Ebenen verglichen. Das eigene Kind mit den Klassenkameraden, die eine Schule mit der anderen, die Zeugnisse untereinander und die potenziellen Lehrer sowieso. Wer hat die Nase vorn? Wer ist noch ein Mü besser als der andere und bekommt eine Empfehlung fürs Gymnasium? Wer wählt lieber die Real- oder Mittelschule, weil die Noten nicht reichen? Puh, ich finde das sehr anstrengend und ein Stück weit auch beängstigend.

 

Kann man für Achtsamkeit zu jung sein?

Und die Kinder? Die kommen bereits als Drittklässler nachmittags ziemlich geschlaucht nach Hause und werfen den Ranzen einfach mal kurz in die Ecke, um noch schnell mit den Freunden zu spielen, bevor es um 18:00 Uhr zum nächsten „Freizeittermin“ geht. Ach ja, die Hausaufgaben müssen in dieses Zeitfenster auch noch passen. Manchmal hat das Kind dann längere Tage als die Eltern und war den ganzen Tag auf Wissen aufsaugen und Leistung abrufen eingestellt. Klar, das ist wichtig. Aber es hieß doch mal so schön, dass wir fürs Leben und nicht für die Schule lernen. Passiert das in unserem Schulsystem noch oder muss es zurückstecken, weil der Lehrplan einfach viel zu voll ist? Ist Achtsamkeit den Erwachsenen vorbehalten, die bereits ihr Soll erfüllt haben, oder sollten wir es nicht lieber möglichst früh mitgeben? Und zwar auf allen Ebenen: Achtsamkeit mit sich selbst, mit anderen, mit der Umwelt, mit Gefühlen?

 

Bereits Kinder machen sich selbst Druck

Wie wäre das denn, wenn wir Achtsamkeit nicht erst als Erwachsene erlernen, sondern bereits unseren Kindern mitgeben würden? Brauchen diese überhaupt eine Anleitung in Achtsamkeit oder ist das völlig übertrieben? Passt das überhaupt noch neben unseren leistungsorientierten Ansatz und könnte dort koexistieren? Es ist Zeit, darüber nachzudenken!

Eine GfK-Umfrage im Auftrag der Welt am Sonntag brachte hervor, dass rund 50 % der Befragten den Leistungsdruck auf Schüler als zu hoch empfinden. In Bayern sind es sogar satte 61 %. Immer wieder berichten Medien über einen besorgniserregenden Trend: Burnout bei Kindern! Was passiert hier, wenn unsere Kinder bereits an Krankheiten leiden, die sonst eher vielbeschäftigte Manager heimsucht? Achtsamkeit scheint also durchaus angebracht, damit dieser Trend gestoppt wird, bevor das Leiden der Schüler zu groß wird. Die Frage ist immer, was wir möchten: Möglichst vielversprechende Leistungsträger oder glückliche Kinder? Ich glaube, dass beides möglich sein kann!

 

Gedicht für Eltern mehr Achtsamkeit mit Kindern

 

Was bringt Achtsamkeit als Schulfach?

Ich denke, Achtsamkeit als Schulfach könnte sehr viel Positives bewirken. Die Kinder würden:

  • lernen sich bewusst zu entspannen
  • erfahren, mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten
  • ein Gefühl dafür entwickeln, wann es ihnen zu viel wird
  • ihre Umgebung bewusster wahrnehmen
  • mehr Empathie gegenüber anderen Lebewesen entwickeln
  • ihre Wahrnehmung stärken
  • ihre Konzentrationsfähigkeit verbessern
  • lernen, länger bei einer Sache zu bleiben
  • Prüfungsängste reduzieren
  • sich weniger Druck machen

Alles Dinge, die zwar nicht das Zeug dazu haben benotet zu werden, aber unfassbar wichtig fürs Leben sind, oder? Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität untersuchen derzeit, was Achtsamkeit als eigenständiges Element im Schulalltag tatsächlich bewirken kann. Derzeit läuft ein Achtsamkeitsprojekt an der Frankfurter Elisabethenschule, das durchaus positive Erwartungen weckt. Im nachfolgenden Video bekommt ihr einen kurzen Einblick:

Achtsamkeit ist Grundlage, kein Schnickschnack

Wenn wir uns also davon verabschieden könnten, dass gelebte Achtsamkeit Hokuspokus oder lediglich Ausdruck übertriebener Luxusprobleme Latte-Macchiatto-schlürfender Working Mums ist, könnten wir unseren Kindern sehr viel Gutes tun. Achtsamkeit als Grundlage anzuerkennen, sich bewusst gegen permanente Hetzerei und Leistungsdruck zu stellen und auch die Jüngsten (gerade die!) mehr im Moment leben zu lassen, ist wichtig. Sehr sogar. Klar, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrgeiz – alles super; aber nur ohne diese Monopolstellung! Achtsamkeit als Schulfach wäre für mich ein toller Startschuss für eine neue, gesunde Lebensqualität.

Was denkst du? Überflüssig oder eine Überlegung wert? Lass uns drüber diskutieren!

 

 Achtsamkeit für Kinder

Wäre Achtsamkeit ein gutes Schulfach?

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