Jeder Mensch hat ein einzigartiges Wesen, doch niemand ist ausschließlich introvertiert oder ausschließlich extrovertiert. Wir bewegen uns wie auf einer Skala zwischen den Polen. Das erklärt, warum manche leise Menschen sehr viele klassische Intro-Eigenschaften in sich vereinen, andere wiederum sogar klare Extro-Eigenschaften an sich beobachten. Introversion ist schlichtweg eine Wesensart, die stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann. Sie bzw. ihre Gegenspielerin die Extraversion ist eines der fünf großen Merkmale innerhalb der Persönlichkeitspsychologie. Bekannt wurde dieses Merkmal durch den Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, der Introversion im Jahr 1921 erstmals als Persönlichkeitsmerkmal einordnete. Insgesamt unterscheidet das Fünf-Faktoren-Modell zwischen :
Offenheit
Gewissenhaftigkeit
Extraversion
Verträglichkeit/Empathie
Neurotizismus
Bin ich ein Leben lang introvertiert?
Diese fünf Persönlichkeitsmerkmale haben eines gemeinsam: Sie sind angeborene Veranlagungen. Wir sind also einfach so und kommen mit dieser Persönlichkeit zur Welt. Das heißt nicht, dass wir bestimmte Dinge nicht ändern können. Durch Erziehung und persönliche Entwicklung verschiebt sich zwar nicht das Wesensmerkmal selbst. Das muss es aber auch nicht, weil du auch als leiser Mensch alles leisten kannst, was du möchtest. Wenn du beispielsweise lieber schreibst als Reden zu halten, heißt das nicht, dass du nicht trotzdem eine brillante Rednerin werden kannst. Du wirst es aber vermutlich anders angehen und nicht unbedingt täglich machen wollen. Du könntest es aber. Wenn es beruflich nötig ist Reden zu halten, schaffen das Intros ebenso wie Extros und sind dabei keineswegs schlechter. Im Gegenteil gibt es sogar berühmte Beispiele eher introvertierter Redner, z. B. Barack Obama oder Bill Gates.
Introversion ist hier eher eine Frage des persönlichen Energiehaushaltes als des Könnens. Während extrovertierte Redner vor Publikum sogar Energie für sich herausziehen, wird ein introvertierter Sprecher dabei Energie verlieren. Nach einer Rede erschöpft zu sein und das Bedürfnis nach Ruhe zu verspüren, wäre also eine typische Reaktion leiser Menschen. Danach noch den Austausch mit den Zuhörern zu suchen und im Gespräch zu bleiben, entspricht eher der extrovertierten Seite. An der Qualität der Rede ändert dies aber nichts. Und wir selbst sollten uns hier auch nicht ändern wollen, sondern vielmehr darauf achten, was uns gut tut und wie wir unsere Energiespeicher wieder aufladen.
20 Eigenschaften leiser Menschen
Die folgenden Punkte geben dir einen ersten Überblick, wo du dich selbst auf der Intro-Extro-Skala einordnen kannst. Je mehr dieser Dinge auf dich zutreffen, umso introvertierter dürftest du sein. Keines dieser Merkmale enthält eine Wertung. Sie sind schlichtweg vorhanden und helfen dir dabei, deinen eigenen Weg besser abzustecken und dein Verhalten besser zu verstehen.
1. Auch wenn ich nichts zu tun habe, langweile ich mich selten.
2. Ich hinterfrage die Dinge oft.
3. In Gruppen bin ich eher der Zuhörer als der Redeführer.
4. Ich agiere vorsichtig und vermeide das Risiko eher.
5. Ich kann mich gut auf eine Sache konzentrieren und meine Aufmerksamkeit darauf halten.
6. Ich mag es in der Natur zu sein.
7. Ich habe anderen Menschen gegenüber schnell ein schlechtes Gewissen.
8. Ich bevorzuge schriftliche Kommunikation anstatt eines Telefonates oder Treffens.
9. Oft denke ich viel über Dinge nach.
10. Ich verbringe gerne Zeit mit mir allein.
11. Große Veranstaltungen und Menschengruppen ermüden mich schnell.
12. Ich gehe Dingen gerne auf den Grund.
13. Ich kann gut zuhören.
14. Ich knüpfe eher schwer neue Kontakte.
15. Ich wirke auf andere Menschen oft schüchtern und zurückhaltend.
16. Kurzfristige Veränderungen bringen mich durcheinander.
17. Ich ziehe Abende zuhause Partyabenden vor.
18. Ich bin absolut zuverlässig und gründlich.
19. Ich kann mich gut in andere hineinversetzen.
20. Ich arbeite lieber alleine als im Team.
Intro = negativ?
Wenn jemand eher zuhört als selbst redet und sehr viel grübelt, bevor er handelt, gilt das in unserer stark extrovertierten Welt oft als schwach. Dass das aber gar nicht so ist zeigt sich, wenn wir hinter die Fassade blicken und uns die typischen Stärken introvertierter Menschen ansehen. Wer intensiv zuhört, nimmt dadurch mehr Informationen auf und kann im Anschluss bessere Resultate erzielen. Wer über Dinge grübelt, wägt genau ab und minimiert dadurch kostspielige Korrekturrunden. Es geht vielmehr darum, die richtige Balance zu finden. Weder wochenlanges Grübeln noch blinder Aktionismus dürften im Job zielführend sein. Diese Balance zu erreichen, ist aber letztlich eine Aufgabe für beide Persönlichkeiten; Introversion ist also keine Schwäche und Extraversion keine Stärke. Beide sind normale Ausprägungen, die auch gleich wertgeschätzt werden sollten.
Hi ich heiße Alexander ich bin Intro seit dem ich denken kann.ich hatte sehr viele zwischen menschliche Probleme da ich dachte ich wäre extrem schüchtern habe ich mit Drogen angefangen damit ich Sozialer werde so wie die anderen es hat sehr lange gedauert weil ich nicht wusste das ich einfach nur Introvertiert bin obwohl einfach nur ist nicht der richtige Ausdruck glaube ich. Seid dem ich es weiß kann ich besser damit umgehen mit meinem Verhalten meinen Gefühlen und mit den Menschen weil ich jetzt weiß das es nichts krankhaftes oder asoziales ist. Ich danke für die Menschen die etwas darüber schreiben weil es Menschen wie mich gibt die auf Biegen und brechen versuchen jemand zu sein der sie nicht sind und egal ob auf Drogen oder Alkohol man bleibt trotzdem ein Intro. Und das ist gut so.
Hallo Alexander,
wow, was für eine Geschichte! Ich danke dir fürs Teilen und freue mich wirklich sehr, dass du deine Introversion inzwischen als ganz normal empfinden kannst.
Alles Gute für dich!
Viele Grüße
Sonja